Das Jahr

1948/49

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1948                                                                                1950

Am 27. April 1948 wird die Errichtung einer Privat-Mittelschule in Dornum mit zwei Klassen ab dem 14. April 1948 vom Regierungspräsidenten offiziell genehmigt. Es werden zunächst eine 5. Klasse und eine 6. Klasse mit insgesamt 59 Schülern gebildet.

Die ersten Lehrkräfte sind:

Herr Curt Prasse   am 1. Oktober 1897 in Leipzig geboren, blieb nach dem letzten Weltkriege, nachdem er bei der Holland - Armee als Major tätig gewesen war, in Norden/Ostfriesland zurück. Als in Dornum die Mittelschule entsteht, bewirbt er sich sofort um eine der drei zu besetzenden Stellen. Nachdem er fast 5 Jahre lang durch Arbeit in der Landwirtschaft sein Brot verdient hat, tritt er am 1. April 1948 als 1. Schulleiter in den Dienst der Privatmittelschule Dornum.


Herr Herbert Enge‚ geboren am 28. Februar 1905 in Leipzig, beginnt gleichfalls am 1. April 1948 seine Tätigkeit an der Privatmittelschule Dornum. Vorher war er an der Volksschule zu Stedesdorf angestellt.
 

Mittelschullehrerin Frl. Ortrud Sadowski wurde am 6. Februar 1902 in Treuburg (Ostpreußen) geboren. Vor ihrer Einstellung in Dornum am 1. April 1948 hat sie ohne Beschäftigung als Flüchtlingslehrerin in Schwandorf (Bayern) gelebt. Ihre Wahl nach Dornum ist für sie besonders passend, da sie hier in Ostfriesland eine neue Heimat findet.

Als nebenberufliche Lehrkräfte werden eingesetzt:
 
Handarbeitslehrerin Frl. Focken aus Roggenstede

Volksschullehrerin Frl. Helene Sawatzki, von der Volkschule zu Dornum (Johannes-Goeman-Schule), soll nicht unerwähnt bleiben. Von Ostern 1948 erteilte sie den kath. Schülern der Privatmittelschule Dornum den Religionsunterricht. Dieses geschieht zusammen mit den Schülern der Volksschule.


Satzung der Privatmittelschule Dornum

Der Grundstein des “Privatmittelschulvereins für Dornum und Umgebung" ist seine Satzung. Diese Verfassung wird auf Vorschlag des Regierungsschulrates der Satzung des Langeooger Privatschulvereins nachgebildet und stimmt mit jener etwa überein. Sie lautet:

1.
 Aufgaben
Der Privatmittelschulverein Dornum und Umgebung, nachstehend Verein genannt, hat die Aufgabe, allen Kindern, denen über die Volksschulbildung hinaus eine höhere Bildung zuteil werden soll, den Besuch einer Mittelschule zu ermöglichen.
2. Schulträger
Der Verein ist Träger der Privatmittelschule Dornum und Umgebung.
3.
Schulaufsichtsbehörde
Der Verein verpflichtet sich, alle Auflagen der Schulaufsichtsbehörde zu erfüllen, die die Einrichtung und den Betrieb der Schule betreffen, insbesondere auch den verfügten Lehrplan ordnungsgemäß ausführen zu lassen.
4. Mitglieder
Mitglieder des Vereins sind die Eltern oder sonstigen Erziehungsberechtigten der Kinder. Es können auch fördernde Mitglieder aufgenommen werden. Die Mitgliedschaft wird durch unterschriftliche Zustimmung zu den Satzungen erworben.
5.Vorstand
Der Vorstand vertritt den Verein nach außen und führt alle Vereinsgeschäfte. Alle Vereinbarungen, die für den Verein verbindlich sein sollen, müssen schriftlich formuliert und von mindestens der Hälfte der Vorstandsmitglieder, einschließlich des Vorsitzenden, unterschrieben sein.
6. Lehrkräfte
Der Verein stellt nach Genehmigung der Schulaufsichtsbehörde die erforderlichen Lehrkräfte ein. Bei ihrer Auswahl ist zu berücksichtigen, daß Kinder, die später eine Anstalt mit Reifeprüfung (Gymnasium, Oberschule, Oberlyzeum) besuchen wollen, neben dem Mittelschulunterricht den entsprechenden Unterricht auf eigene Kosten erhalten können.
7. Mitgliederversammlungen
Die Jahreshauptversammlung findet zwei Monate vor Beginn des neuen Schuljahres statt. Weitere Versammlungen sind anzuberaumen, wenn 2 Mitglieder des Vorstandes oder wenigstens 5 Vereinsmitglieder es für nötig halten.
8. Beiträge
Die Mitglieder haben die Beiträge zu bezahlen, die durch einfachen Mehrheitsbeschluß der Jahreshauptversammlung für das laufende Geschäftsjahr festgesetzt werden. Zugleich sind die für das kommende Schuljahr monatlich am 1. eines jeden Monats im Voraus zu leistenden Vorschüsse zu beschließen. Eltern und sonstige Erziehungsberechtigte haften als Gesamtschuldner. Über die für Lehr- und Lernmittel ausgesetzten Geldmittel verfügt der Schulleiter im Einverständnis mit dem Vereinsvorstand.
9. Dauer der Mitgliedschaft
Die Mitglieder können die Dauer der Mitgliedschaft durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Vorsitzenden zum Tage vor Beginn des neuen Schuljahres kündigen. Das Schreiben muß spätestens am vorangehenden 31. Dezember beim Vorsitzenden eingehen. Der Vorstand kann in Ausnahmefällen Befreiung hiervon bewilligen.
10. Ausschluß
Durch Beschluß des Vorstandes können ausschlossen werden:
a. Mitglieder, die ihren Beitragspflichten, auch denen auf Vorschlußleistung, nach schriftlicher Mahnung innerhalb von 4 Wochen nicht nachgekommen sind.
b. Mitglieder, deren Kinder wegen zu schlechter Leistungen oder ungehörigen Betragens die Schule nicht weiter besuchen dürfen. Der Ausschuß läßt die Pflicht zur Zahlung der Beiträge für das laufende Schuljahr aber unberührt.

Die Privatmittelschule Dornum ist also gekennzeichnet durch die freie Initiative ihrer Gründer und Träger. Eine wirkliche Demokratie braucht neben der öffentlichen Schule die private. Natürlich ist auch die Privatmittelschule Dornum bemüht, einmal einen anderen Träger für ihre Gründung zu bekommen, da das Schulgeld bei weitem nicht ausreicht, die Unkosten der Schule zu decken. Aber solange dieses nicht gelingt, sollten wenigstens die Behörden durch finanzielle Unterstützungen die Schule betont fördern, da sie doch aus Liebe, aus pädagogischer und wirtschaftlicher Selbstverantwortlichkeit entstanden ist. Zudem wurde sie vom Landkreis Norden, von der Regierung zu Aurich und vom niedersächsischen Staatsministerium als notwendig anerkannt.

Mit der „Agrippina“ in Köln schließt die Privat-Mittelschule Dornum eine Unfallversicherung ab.


Das Verwaltungspersonal und seine Aufgaben

1. Die Kommission (Vorstand)

Um Entscheidungen zu treffen, oder sonstige Aufgaben der Privatmittelschule zu erledigen, kann nicht jedes mal der ganze Verein zusammengerufen werden. Aus diesem Grunde hat man eine Kommission gewählt, welche die Schule im Auftrage der Eltern verwaltet, also den Verein nach außen vertritt. Diese Kommission, die sich aus 6 Mitgliedern zusammensetzt (Vorsitzender, stellvertretender Vorsitzender, Kassenführer, 3 Beisitzer), hat die Verantwortung für die Aufgaben des Vereins, für die Lehrerwahl, für den Unterricht, kurz: für alles, was die Schule anbelangt.

Jedes Jahr wird in der Jahreshauptversammlung den Eltern die Möglichkeit gegeben, diesen Vorstand teilweise neu zu wählen. Dieses geschieht, um der jeweils neu hinzugekommenen Klasse Gelegenheit zu geben, an der Verwaltung teilzunehmen. Es scheiden dann immer die 3 Herren aus, die schon am längsten Mitglied des Vorstandes waren, und eine Neuwahl bestimmt jene Männer, denen in Zukunft die Verantwortung für den Verein übertragen werden soll.

Der erste Vorstand der Privatmittelschule Dornum setzte sich zusammen aus den Herren

Pastor Lüpkes, Dornum (1. Vorsitzender)
Andreas Janssen, Dornumergrode (Stellvertreter)
Christian Rüstmann, Dornum (Kassenführer)
Ludwig Habben, Westerbur
Hans Knapp, Dornumergrode als Beisitzer
Habbo Schütz, Neßmergrode

Diese erste Kommission wird ausdrücklich benannt, da sie die Bau- und Schulvorbereitungen tatkräftig eingeleitet hat und sich dadurch großes Verdienst erwarb.
Inzwischen sind einige Änderungen in der Zusammensetzung des Vorstandes eingetreten: Seit dem 1. Mai 1949
hat Herr Lehrer Enge für den kränklichen Herrn Rüstmann das Amt der Kassenführung inne. Da Herr Enge jedoch eine Lehrperson ist, ist er nicht in den Vorstand einbezogen. Dafür ist jedoch inzwischen Herr Pastor Karl Schwitters aus Westerholt und Herr Bürgermeister Fooke Immor aus Westdorf in den Vorstand gewählt worden.

Nun besteht der Vorstand aus

Pastor Habbo Lüpkes, Dornum
Bauer Andreas Janssen, Dornumergrode
Lehrer Hans Knapp, Dornumergrode
Bauer Ludwig Habben, Westerbur
Pastor Karl Schwitters, Westerholt
Bürgermeister Fooke Immor, Westdorf
Kaufmann Christian Rüstmann, Dornum.

Im Laufe der Zeit hat sich nur wenig im Vorstand geändert; ein Zeichen dafür, daß diese Männer die Interessen der Privatmittelschule bisher gut und redlich vertreten haben, so daß sie das Vertrauen des Vereins besitzen. Möge dieses auch weiterhin der Fall sein!


Vorstandssitzungen

25.1.49
Vorstand Lehrer u. Gäste
Ausbau eines Klassenraumes
Haushaltsplan
Ergänzung des Vorstandes
Jahreshauptversammlung
Anregung zu einer Autobusverbindung nach Westerholt
Verschiedene


Jahreshauptversammlung

28.2.49
Vorstand, Eltern u.
Lehrer
Mitgliedschaft der Eltern wird erworben 
Neuwahl einer Elternvertretung
 
Wiederwahl des Vorstandes
Schülerstatistiken und Unterrichtsmöglichkei
ten werden den Eltern bekannt gegeben
Fragen der Lehrereinstellung
Weiterausbau der Schule wird besprochen
Sonstiges


Abschlüsse

Da es im 1. Jahr der Privatmittelschule nur eine Klasse 5 und eine Klasse 6 gibt, können zu Ostern 1949 noch keine Abschlüsse erteilt werden.
Der Entlasstermin ist für den jetzigen 6. Jahrgang voraussichtlich Ostern 1953 sein, für die jetzige Klasse 5 Ostern 1954.




Der erste Schultag beginnt am
16. April 1948 um 8.15 Uhr

Das wieder in Stand gesetzte Schulgebäude liegt im Glanze der aufgehenden Sonne. Es ist ein Werk, das von Herbst 1947 bis Ostern 1948, also in einer Zeit der Inflation, Währungsreform und Arbeitslosigkeit, durch große persönliche Opfer der Bevölkerung (ca. 7500,- DM ohne Behördenzuschüsse) durch den Umbau einer brachliegenden, früheren Volksschule entstanden ist. Ein würdiger Bau, mit modernen Schulmöbeln versehen.
Vor diesem Bau versammeln sich Eltern mit ihren Kindern. Die Eltern blicken mit Stolz auf das Schulhaus; denn es ist ja ihre Errungenschaft. Sie alle sind in irgendeiner Weise am Aufbau und Gelingen dieses Werkes beteiligt gewesen. Erwartungsvoll und etwas schüchtern stehen die Schüler neben ihren Eltern. Sie sind es, die als erste in diesen Mauern zu ernster und fröhlicher Arbeit zusammenkommen werden. Besser gesagt: Sie setzen eine alte Tradition fort; denn schon etwa 120 Jahre lang hat dieses Gebäude als Lehrstätte gedient.

Der Dornumer Kunstmaler Ludwig Kittel hat immer mit Vorliebe diese Partie als Eingang zum Friedhof und zur Kirche gewählt.

Ein schönes Symbol für die enge Zusammengehörigkeit von Kirche und Schule! So beginnt auch die Privatmittelschule Dornum ihr Schaffen im Namen Gottes. An diesem Tage, dem Tage der Eröffnung (16. April 1948 um 8.15 Uhr)‚ hält Herr Pastor Lüpkes unter reger Beteiligung der Eltern und der Schüler in der ehrwürdigen Bartholomäuskirche zu Dornum einen Gottesdienst ab. Es ist ein Gottesdienst des Dankes, des Lobes und der Bitte. Dank und Lob für das bisherige Gelingen, für den Grundstein; Bitte für das weitere Gedeihen. Herr Pastor Lüpkes richtet noch im Namen des Vereins ein besonderes Dankwort an alle, die sich fruchtbar für dieses Werk eingesetzt haben. Von diesen Personen ist besonders Bürgermeister Johannes Goemann zu nennen, der nach Kräften dieses Vorhaben gefördert hat. Ferner trifft der Dank die Handwerker, die alles getan haben, der Schule ein schönes Gesicht zu geben. Von ihnen seien Zimmermeister Johannes Janssen, Tischlermeister Johann Meyer und Malermeister Harm Gerdes genannt. Dankbar wird die Hilfe der Volksschule vermerkt, die eine Englischlehrerin und einen Teil der Schulmöbel der Mittelschule zur Verfügung gestellt hat.

Auch den Behörden läßt Herr Pastor Lüpkes ein Wort des Dankes zukommen, die viel Entgegenkommen bei der Ausführung des Planes gezeigt haben, besonders Oberkreis­direktor Nordbeck, Regierungsschulrat Bibow und Kreisschulrat Lüken.
Und nicht zuletzt dankt er schließlich den Eltern der Schüler und den anderen Mitbürgern für die Spenden, Arbeiten und, vor allem, für die gute Zusammenarbeit. Hierauf gibt Herr Pastor Lüpkes noch einmal seinen persönlichen Wünschen Ausdruck: Die Schule, vielmehr das Gebäude, stehe. Jetzt komme es auf den Geist an, der in diesen Mauern wohnen werde. Gespannt werde man auf dieses junge Werk sehen. Möge jeder nur gute Früchte dieses Sprößlings erblicken, auch in der Freizeit. Nicht nur auf einen schlauen Kopf komme es an, sondern auch, und das ganz besonders, auf ein gutes Betragen. Gute Erziehung sei die Voraussetzung für eine wahre Kameradschaft und frohe Zusammenarbeit. Möge für alle das Christentum maßgebend sein. Denn wo die Gottesfurcht lebendig sei, sei auch Wahrheitsliebe, Ehrlichkeit und ein feiner Gemeinschaftssinn.

Schließlich ruft Herr Pastor Lüpkes noch einmal den Segen Gottes auf die Lehrkräfte herab. Hohe Verantwortung sei ihnen mit in ihr Amt gegeben, aber auch eine große Verheißung; sie seien Führer zu Gott.
Ein gemeinsamer Choral beendet die Feierstunde. Unmittelbar darauf begibt sich die ganze Versammlung in den Saal des Gasthofs „Zum weißen Röß´l“. Zunächst findet eine Besprechung mit den Eltern statt. Ihr folgt die Vorstellung und Begrüßung der Lehrkräfte. Dann löst sich die Versammlung auf, mit dem allgemeinen Gefühl, einen denkwürdigen Tag für Dornum und dessen Umgebung begonnen zu haben.
Für die Schüler fängt noch am gleichen Morgen, um 10.30 Uhr, der Probeunterricht an. Herr Lehrer Schade nimmt als Vertreter der Volksschule daran teil.


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